Cybersecurity in Arztpraxen und KMUs: Eine unterschätzte Gefahr
Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sowie Arztpraxen stehen vor immer größeren Herausforderungen im Bereich der IT-Sicherheit. Während die Digitalisierung in allen Branchen voranschreitet, bleiben gerade kleinere Betriebe oft unzureichend geschützt vor Cyberangriffen. Dabei sind Arztpraxen und KMUs attraktive Ziele für Cyberkriminelle: Patientendaten, Finanzinformationen und geschäftskritische Systeme können immense Schäden verursachen, wenn sie kompromittiert werden.
Fehlende IT-Sicherheitsressourcen als Hauptproblem
In Deutschland gibt es rund 3,1 Millionen KMUs, die 99,4 Prozent aller Unternehmen ausmachen. Insbesondere kleine (<50 Mitarbeiter) und Kleinstunternehmen (<10 Mitarbeiter) verfügen jedoch selten über eigene IT-Sicherheitsexperten. Gerade in Arztpraxen oder kleinen Dienstleistungsbetrieben wird das Thema IT-Sicherheit oft nebenbei mitbetreut oder an externe Dienstleister ausgelagert.
Allerdings fehlt es vielen Unternehmen an grundlegenden Kenntnissen über die Bedrohungslage und ihr eigenes Risikoprofil. In vielen Fällen werden nicht einmal kostenfreie Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt, was Cyberkriminellen Angriffsflächen bietet. Gleichzeitig haben KMUs, die ihre IT-Sicherheit verbessern wollen, häufig Probleme, qualifizierte IT-Dienstleister zu finden oder mit den Gehaltsangeboten großer Unternehmen zu konkurrieren.
CyberRisikoCheck als Lösung für KMUs und Arztpraxen
Um kleineren Unternehmen eine standardisierte und praxisnahe Beratung zur IT-Sicherheit zu bieten, wurde die DIN SPEC 27076 IT-Sicherheitsberatung entwickelt. Ein zentrales Element daraus ist der CyberRisikoCheck, der speziell auf KMUs und kleinere Organisationen wie Arztpraxen zugeschnitten ist.
Dabei analysiert ein IT-Dienstleister in einem kurzen Interview (ein bis zwei Stunden, oft per Videokonferenz) die Sicherheitslage des Unternehmens anhand von 27 Anforderungen aus sechs Kategorien. Am Ende erhält das Unternehmen einen Bericht mit konkreten Empfehlungen und einer priorisierten Liste von Maßnahmen. Zudem werden passende staatliche Förderprogramme auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene aufgezeigt, um notwendige Sicherheitsinvestitionen zu erleichtern.
Staatliche Förderung zur Verbesserung der IT-Sicherheit
Viele KMUs und Arztpraxen scheuen sich vor IT-Sicherheitsinvestitionen aus Kostengründen. Doch Programme wie „go-digital“ (50% Kostenübernahme) oder „Mittelstand Innovativ & Digital (MID)“ in NRW (bis zu 70% Kostenübernahme) unterstützen gezielt Unternehmen bei der Umsetzung von IT-Sicherheitsmaßnahmen.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat mittlerweile über 350 IT-Dienstleister für die Durchführung des CyberRisikoChecks geschult. Eine webbasierte Plattform hilft dabei, die Erhebungsdaten anonymisiert zu analysieren und die IT-Sicherheitslage von KMUs besser zu verstehen.
Fazit: Handeln, bevor es zu spät ist!
Die Bedrohung durch Cyberangriffe nimmt zu, während KMUs und Arztpraxen oft nicht ausreichend geschützt sind. Dabei gibt es bereits standardisierte Beratungsangebote wie den CyberRisikoCheck, die mit staatlichen Fördermitteln finanzierbar sind.
Wer jetzt handelt, kann nicht nur seine eigenen sensiblen Daten, sondern auch das Vertrauen von Patienten und Kunden langfristig sichern. Mehr Informationen zu passenden IT-Dienstleistern und den CyberRisikoCheck gibt es auf der Website des BSI.
Quelle: Die Lagebericht der IT-Sicherheit in Deutschland 2024